Führen statt jammern: Wie wir Krankenhäuser wieder handlungsfähig machen
Was läuft eigentlich schief in unseren Krankenhäusern?
Viele von uns erleben es täglich: Menschen geben ihr Bestes – und doch fühlt sich alles immer chaotischer an. Zwischen Fachkräftemangel, Bürokratie und Orientierungslosigkeit wird der Klinikalltag zur Zumutung – für Mitarbeitende und Patient:innen.
Was läuft da falsch?
- Überflüssiger Papierkram.
- Zu wenig Personal.
- Führungskräfte, die im operativen Druck untergehen.
- Sparkurse ohne Konzept.
- Abteilungen, die sich gegenseitig blockieren.
- Patient:innen, die sich unverstanden und schlecht behandelt fühlen.
- Fax statt digital.
Und am Ende? Ein erschöpftes Team. Ein zerrüttetes System. Eine Spirale, die sich immer weiter nach unten dreht.
Das ist kein Zufall. Es ist die Folge systemischer Muster.
- Jede Berufsgruppe optimiert ihren eigenen Ausschnitt – ohne das Ganze im Blick.
- Die Stimmen der Praktiker:innen werden überhört.
- Starre Hierarchien bremsen schnelle Lösungen aus.
- Informationen werden gehortet, nicht geteilt.
- Führung bedeutet oft nur Fachverantwortung – keine menschliche Orientierung.
- Neue Kolleg:innen werden ins kalte Wasser geworfen.
- „Das war schon immer so“ ersetzt Innovation durch Resignation.
- Der Patient wird zum Störfaktor statt zum Fokus.
- Berater:innen werden mit der Sanierung beauftragt – und versprechen pauschale Einsparungen ohne die Prozesse wirklich zu verstehen.
Wir alle sehen das. Aber nur wenige machen sich auf den Weg, es wirklich zu ändern.
Veränderung beginnt nicht in Berlin. Sie beginnt bei uns.
Warten ist keine Lösung. Gestalten schon.
Auch ohne perfekte Rahmenbedingungen könnt ihr als Führungskräfte im Gesundheitswesen beginnen, das System von innen heraus zu verändern.
- Denkt in Prozessen – nicht in Zuständigkeiten.
- Hört euren Mitarbeitenden zu – wirklich.
- Schafft Stolpersteine aus dem Weg – systematisch.
- Entwickelt Perspektiven – gemeinsam.
- Verzichtet auf pauschale Einsparvorgaben – und findet stattdessen die echten Hebel.
Führung wird zum Hebel, wenn sie digitale Prozesse gemeinsam mit den Menschen gestaltet – nicht über ihre Köpfe hinweg.
Ohne starke Führung – kein Wandel.
Viele Führungskräfte im Gesundheitswesen sind exzellente Fachexpert:innen – aber auf ihre Rolle nicht vorbereitet. Sie stecken im Dauerfeuer des Tagesgeschäfts, im Krisenmodus, im Personalmangel – oft ohne Tools, Reflexionsräume oder Sparring.
Und doch gilt:
- Ein Team kann nur so gut arbeiten, wie es geführt wird.
- Eine Klinik kann nur so menschlich handeln, wie ihre Führung Menschlichkeit lebt.
👉 Deshalb ist Führungskräfteentwicklung keine Option, sondern Pflicht. Für bessere Zusammenarbeit. Für gesunde Kommunikation. Für funktionierende Prozesse. Für echte Verantwortung – jenseits der reinen Fachlogik.
Ein echter Gamechanger: Patientenzentrierung.
In dem Moment, in dem ihr euch radikal auf das Wohl eurer Patient:innen konzentriert, verändert sich vieles:
- Prozesse werden klarer.
- Entscheidungen werden sinnvoller.
- Reibungspunkte verschwinden.
- Teams rücken zusammen.
Patientenzentriertes Denken ist kein Zusatz. Es ist der Kompass.
Und vergesst das Wichtigste nicht: die Menschen.
Auch wenn wir Strukturen verbessern und Führung neu denken – die Arbeit bleibt anstrengend. Denn sie findet im Grenzbereich des Menschlichen statt: bei Krankheit, Angst, Schmerz und Hoffnung.
Das kostet Kraft. Jeden Tag.
Deshalb:
- Investiert in die psychische Gesundheit eurer Mitarbeitenden.
- Sprecht über Belastung – nicht nur über Effizienz.
- Schafft Räume für Entlastung, Austausch und Resilienz.
Wer andere trägt, braucht Halt. Wer rettet, braucht selbst Rettung.
Und ja – auch die Politik muss handeln.
Natürlich wünschen wir uns sinnvolle Rahmenbedingungen. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn Krankenhäuser nicht in chaotische Insolvenzen geraten. Und ja – auch ich hoffe, dass die Politik endlich erkennt: Maximale Kontrolle bringt keine Qualität.
Komplexe Regelwerke wie die Personaluntergrenzenverordnung, Gba-Richtlinien oder das Krankenhausverbesserungsgesetz lösen das eigentliche Problem nicht. Sie regulieren Symptome – und verschärfen die Belastung zusätzlich.
Mehr Menschen würden sich für das Gesundheitswesen entscheiden, wenn sie wieder Zeit am Patienten verbringen dürften – und nicht mit endlosen Dokumentationen. Wenn Hausärzt:innen zuhören könnten – statt im Akkord zu arbeiten. Wenn Teams das Gefühl hätten, dass ihre Arbeit gewürdigt und mitgetragen wird.
Aber so ist es nicht.
Und deshalb: Wir dürfen die Verantwortung für Veränderung nicht auslagern. Wir müssen sie leben – dort, wo wir heute schon wirken können.
Fazit:
Wir können nicht alles sofort verändern. Aber wir können aufhören, auf „die da oben“ zu warten.
Wir können anfangen, Führung neu zu denken. Prozesse neu zu strukturieren. Verantwortung neu zu leben.
Nicht irgendwann. Sondern jetzt.
Und ihr?
Wo steht ihr mit eurem Team? Was läuft gut – und was hält euch zurück?
Ich freue mich auf eure Gedanken. Lass uns diesen Wandel gemeinsam gestalten – mit Klarheit, Mut und echter Führung.